"Leben lassen" ist eine vielschichtige Formel. Sie kann bedeuten, andere ihr Leben leben zu lassen, ohne sich ständig einzumischen – oder aber die tiefere Frage aufwerfen: Was lässt uns eigentlich leben, was bringt uns zum Aufleben? Gerade für die Kirche liegt in dieser doppelten Perspektive eine zentrale Herausforderung. Sie möchte Orientierung geben und zum Leben in Fülle ermutigen – läuft dabei aber immer wieder Gefahr, übergriffig, bevormundend, besserwisserisch aufzutreten und ihre eigene Fehleranfälligkeit auszublenden. Wie kann eine Kirche aussehen, die Menschen in ihrem Leben behutsam stärkt, ohne belehrend zu wirken? Wie gelingt es, Räume zu eröffnen, in denen ein Magis an Friede, Freiheit und Freude wachsen können? Wie geht das: eine Kirche, die mehr leben lässt?