Publikumspreise der Hochschulwochen verliehen
Salzburg, 07.08.2025 (KAP) Der Erfurter Nachwuchstheologe Johannes Tomberg hat den "Publikumspreis" der Salzburger Hochschulwochen 2025 gewonnen. Der mit 1.000 Euro dotierte erste Preis für Nachwuchswissenschaftler wurde am Donnerstagnachmittag in Salzburg vergeben. Er ist nach dem "Theologischen Preis" die zweite Auszeichnung, die im Rahmen der Hochschulwochen vergeben wird. Würdigt der "Theologische Preis" ein Lebenswerk, so versteht sich der "Publikumspreis" als Förderpreis für Nachwuchswissenschaftler der Jahrgänge 1990 und jünger.
Eine Fachjury hatte im Vorfeld aus den Einreichungen drei anonymisierte Vorträge ausgewählt. Die Zuhörer hatten dann die Möglichkeit, die Vorträge nach fachwissenschaftlicher Qualität, inhaltlicher Originalität sowie im Blick auf die kommunikative Transferleistung zu bewerten. Der mit 500 Euro dotierte zweite Preis ging an den Augsburger Chemiker und Umweltwissenschaftler Christian Schnurr; der mit 300 Euro dotierte dritte Preis ging an den Theologen und Referenten für Hochschulpastoral in der Diözese Aachen, Aaron Dörstel.
In seinem Siegervortrag plädierte Tomberg für eine neue "Weltbeziehung" des Menschen. Ein übersteigertes "Verfügungsstreben" in Kombination mit einem verkürzten Freiheitsverständnis, das Freiheit allein als individuelle Verfügbarkeit über Natur und Gegenstände versteht, habe zu heute allüberall greifbaren "Vergiftungserscheinungen" geführt. Diese zeigten sich in steigenden "Aggressionsverhältnissen" der Menschen zur Umwelt, so Tomberg im Rekurs auf den Soziologen Hartmut Rosa. Am dramatischsten stelle sich dabei der Klimawandel dar, den Tomberg als Folge eines Verlustes von "Weltbeziehung" interpretierte.
Daraus folge zugleich, dass der Klimawandel sich nicht allein durch CO2-Obergrenzen und technische Regulative bekämpfen lasse, sondern dass es eine Korrektur des menschlichen Weltverhältnisses brauche: "Hören wir auf, Freiheit mit Verfügbarkeit zu verwechseln - und überdenken wir unser Weltverhältnis. Der Weg ist ungewiss - aber gehen wir es an: mit Demut vor der Schöpfung und Mut für das, was kommt", so Tomberg abschließend.
Der Chemiker und Umweltwissenschaftler Christian Schnurr ging in seinem Vortrag Spuren einer "Philosophie des toxischen Lebensgefühls" nach. In der heutigen Verwendung des Begriffs "toxisch" werde nicht nur ein Sachverhalt beschrieben, sondern stets auch Stellung bezogen: Das Toxische erscheint als dasjenige, welches es zu verhindern, abzuwenden gilt. Es komme zu einer "Moralisierung des Toxischen", durch die die Ambivalenz des Begriffs unterschlagen und ausgeblendet werde, dass Gifte immer auch heilsame Aspekte aufwiesen. Die Geistesgeschichte und auch das Christentum hätten zu einer solchen verkürzenden Moralisierung des Toxischen beigetragen.
Aaron Dörstel unterstrich in seinem Vortrag die Bedeutung einer zeitgemäßen Hochschulpastoral als Weg aus einer gerade auch unter Studierenden um sich greifenden Verunsicherung und Angst. "Hochschulpastoral im Zeitalter der Panik braucht keine neuen Dogmen, sondern offene Türen, die groß genug sind, dass man mindestens zu zweit hindurchpasst", so Dörstel. Dort, "wo das Leben wackelt", brauche es Räume der Begegnung und der Erfahrung von Solidarität und Offenheit. Angst - eines der bestimmenden Gefühle der jungen Generationen heute - könne bei entsprechenden Angeboten in neue Nähe führen. Dem liege die Erkenntnis zugrunde, dass Angstbewältigung mit der "Wiederherstellung sozialer Verbundenheit" einhergehe. Dazu müsse Hochschulpastoral jedoch den Weg raus aus dem Campus und hinein in neue Formen der Begegnung und Begleitung suchen.
Biografische Notizen
Johannes Tomberg wurde im Jahr 2000 geboren. Er studierte von 2018 bis 2022 Katholische Theologie in Fulda und schließlich von 2022 bis 2023 an der Universität Erfurt. Seit 2023 promoviert er im Fach Philosophie an der Katholisch-Theologischen Fakultät in Erfurt.
Aaron Dörstel wurde 1998 geboren. Er studierte von 2017 bis 2021 Anglistik und Katholische Theologie an der Universität Koblenz. Nach verschiedenen Stationen als Wissenschaftliche Hilfskraft sowie als Lehrer für Englisch und Katholische Religion ist er seit 2025 Referent für Hochschulpastoral beim Bischöflichen Generalvikariat in der Diözese Aachen.
Christian Schnurr wurde 1995 geboren. Er arbeitet an der Schnittstelle von Chemie, Philosophie und Umweltwissenschaften: So promoviert er aktuell am Wissenschaftszentrum Umwelt der Universität Augsburg im Internationalen Doktorandenkolleg "Um(welt)denken". Parallel dazu verfolgt er eine zweite Promotion im Fachbereich Lebensmittelchemie an der Technischen Universität München.
Text & Fotos: Dr. Henning Klingen