Missbrauch: Theologin plädiert für "vulneranz-sensible" Theologie
Salzburg, 05.08.2025 (SHW) Für eine grundlegende Neubewertung theologischer Traditionen und Aussagen unter dem Aspekt ihres "Verletzungspotenzials" (Vulneranz) hat sich die Regensburger Pastoraltheologin Prof. Ute Leimgruber ausgesprochen. Es brauche eine "vulneranz-sensible" Theologie bzw. eine entsprechend kritische wie systematische Durchleuchtung bestehender Theologien nach Inhalten und Traditionen, die zur Legitimation von Missbrauch oder auch zur "Viktimisierung" der Opfer beitragen können, sagte Leimgruber bei einem Vortrag im Rahmen der "Salzburger Hochschulwochen" am Dienstag in Salzburg.
Theologie sei nicht bloß ein akademischer Diskurs, sondern "eine körperlich-soziale Praxis, die in konkreten Kontexten wirke" - mitunter auch zerstörerisch. Ziel einer vulneranz-sensiblen Theologie sei nicht die generelle Ablehnung religiöser Inhalte, sondern ein kritischer, kontextbezogener Umgang mit ihnen. "Die Vorstellung einer reinen, unschuldigen Theologie ist eine Illusion", sagte Leimgruber. Jede Theologie trage Verletzungspotenziale in sich - allerdings in unterschiedlichem Ausmaß.
Es brauche daher eine neue theologische Kultur, die Ambiguitäten zulasse und sich ihrer eigenen Wirkungsmacht bewusst sei. Theologische Ausbildung müsse machtkritisches Denken fördern, die Didaktik präventiv ausrichten und "kontextsensibel" lehren. Für die seelsorgliche Praxis wiederum bedeute dies eine "reflektierte Verkündigung", die Ausbildung einer "kritischen Spiritualität" und eine Praxis, die sensibel mit Verwundbarkeiten umgeht.
Zum ersten Vortrag am 4. August
Text & Fotos: Dr. Henning Klingen