
Sr. Eva-Maria Saurugg
Gespräche und exklusive Führungen für Studierende (bis 30 Jahre) in der Erzabtei St. Peter
gemeinsam mit P. Wolfgang Sigler (Münsterschwarzach) und fr. Benedict Moser (Salzburg)
Programm
Während der Mittagspause gibt es drei Mal die Möglichkeit, mit drei Ordensleuten ins Gespräch zu kommen, die an recht verschiedenen Orten nach der Benediktsregel ihr Leben gestalten. Vor dem Hintergrund ihrer Tradition setzen sie sich mit dem Thema Vertrauen auseinander und geben Gesprächsimpulse aus verschiedenen Perspektiven. Bis zu 25 Personen pro Termin sind möglich; bitte die verschiedenen Treffpunkte beachten! Die Gruppe geht jeweils gemeinsam zu ausgewählten Orten, die nicht ohne weiteres öffentlich zugänglich sind. Deswegen wird um pünktliches Erscheinen gebeten.
Dienstag, 5. August 13.30-14.15 Uhr, Treffpunkt Stiftshof St. Peter Die Sache mit Vicovaro: Umgang mit (un)ausgesprochenen Erwartungshaltungen |
Der heilige Benedikt wird mit einem Kelch dargestellt, manchmal zerbrochen, aus dem eine Schlange kriecht. Dieser Symbolgegenstand geht auf die Überlieferung Gregors des Großen zurück: Als Benedikt erstmals Vorsteher einer Mönchsgemeinschaft war, in Vicovaro kurz nach seiner Eremitenzeit, sind seine Anforderungen an die Gemeinschaft sehr hoch. Den Mönchen ist er zu streng und sie wollen sich seiner entledigen, indem sie ihn vergiften. Doch sein Segen über den Becher sprengt das Gefäß, das Attentat ist aufgedeckt. Benedikt wiederum hält nicht Gericht, sondern geht in Frieden. Er hatte bereits zuvor gesagt, die Erwartungen an monastischen Leben seien zwischen ihm und der Gemeinschaft nicht dieselben. Wie umgehen mit verschiedenen Erwartungshaltungen in einer Gemeinschaft? Wie fruchtbar(er) darüber kommunizieren, wenn verschiedene Standards aufeinandertreffen? |
Donnerstag, 7. August 13.30-14.15 Uhr, Treffpunkt Stiftshof St. Peter Der Rabe mit dem Brot: Neid und wie man ihn los wird |
Gerade zeitgenössische Benediktsdarstellungen nehmen gerne einen Raben mit einem Laib Brot im Schnabel auf. In der Benediktsvita wächst die Bekanntheit des Heiligen, was einem Kleriker aus der Nachbarschaft missfällt: Aus Neid schickt dieser ihm deswegen vergiftetes Brot. Wie zuvor in Vicovaro wird der Anschlag rechtzeitig erkannt. Benedikt ruft seinen zahmen Raben, der die giftige Speise an einen Ort bringt, wo sie niemand finden kann.
Neid wird selten wirklich ausgesprochen, aber kann das Klima einer Gemeinschaft regelrecht vergiften. Wann und warum kommt Neid auf? Wie bemerkt man dieses meistens maskierte Laster? Wie gehen wir damit um? |
Freitag, 8. August 13.30-14.15 Uhr, Treffpunkt Stiftshof St. Peter Segen oder Fluch? Das Böse ernst nehmen, sich auf das Gute konzentrieren |
Ipse venena bibas: Trink dein Gift selber! Dazu fordert eine Buchstabenfolge auf der sogenannten Benediktsmedaille den Teufel auf - jenen Geist, der stets verneint. Die spirituelle Tradition arbeitet oft mit Gegenüberstellungen, um Orientierung zu bieten. Die Benediktsregel unterscheidet etwa zwischen dem guten und dem bösen Eifer und stellt verschiedene Mönchsarten einander gegenüber: brauchbare und solche, von denen besser geschwiegen werden soll. Manchmal gehen die Gegensätze auch eine gewisse Synthese ein: Der Rost soll ausgekratzt, Probleme sollen benannt werden – aber eine gemeinsame Basis muss irgendwie erhalten bleiben, das Rohr soll nicht brechen.
Gegensätze fordern uns heraus und zugleich halten sie das Leben dynamisch. Wie geht ein Leben, das nicht auf der Stelle tritt und doch noch Luft zum Atmen lässt? |
Biografische Notizen
- Geb. 1976
- Nach dem Studium der Theologie in Graz trat Fr. EvaMaria Saurugg im Jahr 2000 in das Benediktinerinnenstift Nonnberg ein
- Seit 2017 ist ihr das Amt der Priorin anvertraut; im Kloster ist sie auch Novizenmeisterin