
Prof. Dr. Ute Leimgruber
Vorlesung
Toxische Theologien
Abstract
Ob etwas vitalisierend oder giftig ist, erweist sich in der Praxis. Dies gilt auch für Theologie und Spiritualität. Theologien können das Leben gesellschaftlich und individuell bereichern – und sie können in der Hand von Missbrauchstäter:innen mit zerstörerischer Wirkung gegen Leben, Psyche und Glauben ihrer Opfer gerichtet werden. Auch Spiritualität ist nicht automatisch gut und lebensförderlich – im Gegenteil: Spiritueller Missbrauch ist die Vergiftung von Menschen mit spirituellen Mitteln.
Theologien werden oft nicht erst in den Händen von Täter:innen zur Waffe. Es gibt Theologien, die aus sich heraus toxisch sind. Ihre Gefährlichkeit besteht darin, dass sie Gewalt und Missbrauch von Menschen direkt oder indirekt befördern, verschleiern oder legitimieren. Allerdings sind diese toxischen Theologien nicht so einfach zu erkennen – ihre Vulneranz, d.h. ihr gefährliches Potential, ist häufig unsichtbar. Das theologische System und mit ihm seine Vertreter:innen, egal ob in der pastoralen oder akademischen Praxis, sind dann blind für das Gift ihrer eigenen theologischen Aussagen.
Die Aufgabe besteht darin, die Gefährlichkeit und Vulneranz von Theologien aufzuweisen, denn eine konstruktive und lebensfreundliche theologische und spirituelle Praxis sollte nicht vom Zufall abhängen.
Biografische Notizen
- Geboren 1974 in Marktredwitz.
- Studium Kath. Theologie und Rechtswissenschaften an der Universität Regensburg und an der Karl-Franzens-Universität Graz
- Promotion am Institut für Pastoraltheologie und Pastoralpsychologie der Karl-Franzens-Universität Graz.
- Seit 2019 Professorin für Pastoraltheologie und Homiletik an der Universität Regensburg.
- Mitglied u.a. im Theologischen Beirat des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB) und im Stiftungsrat der Herbert Haag-Stiftung.
- Forschungsschwerpunkt zu Missbrauch an Frauen in der Kirche: missbrauchsmuster.de