
Dr. Oliver Scheibenbogen
Vorlesung
Phono Sapiens – Digitalisierung und Menschsein
Abstract
Nicht jede exzessive Verhaltensweise ist sogleich süchtiges Verhalten. Das akzeptable Ausmaß der Nutzung neuer Medien (Smartphone & Co) unterliegt gesellschaftlichen Konventionen. Derzeit orientiert sich das Mediennutzungsverhalten stark am pathologischen Glücksspiel, in jüngster Zeit auch an der Internetsucht. Beim Smartphone wird jedoch die Ubiquität und Mobilität als Grundlage für die Entstehung bzw. Aufrechterhaltung süchtigen Verhaltens diskutiert. Fortunati (2005) betont in diesem Zusammenhang: "Smartphones beeinflussen unser Handeln dermaßen, dass sich die Kultur der ganzen Gesellschaft verändert".
Historisch gesehen tritt dieser kulturelle Wandel nicht zum ersten Mal auf. Auch zur Zeit Goethes wurde das Lesen von Büchern als süchtiges Verhalten dargestellt, vor dem sich insbesondere Frauen zu schützen hatten. Auch die Wissenschaft, reflektiert sie nicht ständig die kulturellen Normen, ist diesen gesellschaftlichen Einflüssen unterworfen.
Smart Natives sind zwar mit dem Internet aufgewachsen und dadurch häufig "Early Adopter", jedoch kann derzeit noch nicht hinreichend geklärt werden, ob dies im Sinne einer späteren Abhängigkeitsentwicklung einen Schutz oder eher eine Gefährdung darstellt. Aufgrund der Schweizer-Taschenmesser-Funktion des Smartphones ist die Funktion des "Suchtmittels" eine dermaßen vielfältige, dass sowohl die Diagnostik als auch die Therapie exzessiven Smartphonegebrauchs äußerst schwierig ist.
Der Vortrag beschäftigt sich neben der Epidemiologie und der Diagnostik auch mit neuen Ansätzen in der Prävention und Behandlung.
Biografische Notizen
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HTL für Nachrichtentechnik in Wien
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Studium der Psychologie an der Universität Wien und Verleihung des Akademischen Grades Magister der Naturwissenschaften
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Ausbildung zum Klinischen und Gesundheitspsychologen beim Berufsverband Österreichischer Psychologen
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Doktoratsstudium an der Humanuniversität Liechtenstein und Universität Wien
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