
Prof. Dr. Ewald Frie
Vorlesung
Multiple Bedrohungen – Geschichte und Gegenwart
Abstract
Wir sollten Krisen auch als Bedrohungen verstehen. Dann können wir das Verhalten von Individuen und Gesellschaften besser analysieren, die sich unter hohem Druck sehen. Historische Beispiele zeigen, dass Bedrohungen ähnlichen Mustern folgen. Denn wenn Menschen sich bedroht fühlen, verändert sich die Welt. Jedenfalls scheint es ihnen so. Sie kämpfen um die Frage, wer/was die Bedrohung verursacht und wie Abhilfe geschaffen werden kann. Emotionen treten in den Vordergrund. Mitlebende werden in Vertraute und Fremde eingeteilt. Neue Selbst- und Fremdbilder werden entworfen. Die Zeit zieht sich zusammen. Jetzt oder nie ist Zukunft.
Die beiden Vorlesungen untersuchen das Phänomen multipler Bedrohungen von konkreten Beispielen ausgehend: (1) dem Leben auf dem Land im langen 19. Jahrhundert und (2) den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen des Mangel- und Inflationsjahrzehntes 1914-1924. Von dort aus wird das Motto der diesjährigen Salzburger Hochschulwochen in den Blick genommen: Was uns leben lässt… und was uns (vielleicht) vergiftet.
Biografische Notizen
- Geb. 1962 in Nottuln/Westf.
- Seit 2008 Professor für Neuere Geschichte an der Universität Tübingen.
- Studierte Neuere Geschichte und Katholische Theologie an der Universität Münster
- 2011-2016 Sprecher des Tübinger Sonderforschungsbereichs "Bedrohte Ordnungen".
- Seit 2019 ordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
- Jüngste Buchveröffentlichungen: Keplerstraße 2. Innenansichten geisteswissenschaftlicher Forschung, München 2024 (mit Boris Nieswand) / Krisen anders denken. Wie Menschen mit Bedrohungen umgegangen sind und was wir daraus lernen können, Berlin 2023 (Hg., mit Mischa Meier) / Ein Hof und elf Geschwister. Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben in Deutschland, München, 15. Aufl. 2024 (Deutscher Sachbuchpreis 2023) / Die Geschichte der Welt. Neu erzählt, München, 4. Aufl. 2019